***** Gerade mal eineinhalb Jahre war die 1968 gegründete Gruppe The Sweet erfolgreich, als 1972 (rechtzeitig zum anrückenden Weihnachtsgeschäft) dieser Sampler erschien. Immerhin konnten sie in diesen eineinhalb Jahren schon 6 Hits aufweisen, von denen 5 bis in die Top 10 kamen. Musikalisch spielte sich bei den Sweet zu jenem Zeitpunkt alles in einem eher braven und überschaubaren Rahmen ab, die Titel ihrer Hits Funny Funny, Co-Co, Alexander Graham Bell, Poppa Joe, Little Willy und Wig-Wam Bam deuteten schon an, daß es sich um recht poppige Lieder ohne jeglichen Tiefgang handelte. Entsprechend klang auch ihr Debütalbum Funny How Sweet Co-Co Can Be, das zwar ordentliche Popmusik bietet, aber außer den Titeln Tom Tom Turnaround und Done Me Wrong Alright nicht der Rede wert ist. Während das überwiegend jugendliche Publikum die Gruppe liebte, rümpften die internationalen Musikjournalisten über sie nur verächtlichen die Nasen. Waren sie doch der Meinung, The Sweet seihen nur die Marionetten der Produzenten und außerdem sind sie gar nicht in der Lage, ihre Instrumente zu spielen und das professionelle Studiomusiker die Platten einspielten. Im ersten Punkt hatten die Kritiker recht, denn Brian Connolly, Andy Scott, Steve Priest und Mick Tucker waren in der Tat zu jenem Zeitpunkt nichts weiter als Marionetten des Produzenten Phil Wainman. Sie mußten das spielen, was er ihnen maßgeschneidert aus der Werkstatt des jungen Autorenteams Nicky Chinn und Mike Chapman vorsetzte. Für eigene Ideen blieb das kaum Platz. Lediglich für die Single-B-Seiten durften sie ihre eigenen Kompositionen veröffentlichen (man denke nur mal an den herrlich krachenden Rocker Done Me Wrong Alright, der B-Seite von Co-Co), weil diese nach damaliger Meinung kaum gehört wurden. Falsch war aber die Behauptung, die Jungs könnten überhaupt nicht spielen. Wer zu jenem Zeitpunkt ein Sweet-Konzert reflektiert hat, der weiß, daß hier handwerklich sehr versierte Musiker am Werke waren. The Sweet Biggest Hits präsentiert neben den Hits Funny Funny, Co-Co, Alexander Graham Bell, Poppa Joe, Little Willy und Wig-Wam Bam mit Done Me Wrong Alright, Chop Chop, Youre Not Wrong For Loving Me, Jeanie und Spotlight Single B-Seiten bzw. Titel aus dem ersten Album. An den Singletitel kann man schön nachvollziehen, daß The Sweet nach und nach rockiger wurden (Little Willy und Wig-Wam Bam). Im Großen und Ganzen ist das zwar nichts Besonderes, bietet aber beste Unterhaltung und spiegelt den Geschmack des jugendlichen europäischen Publikums jener Zeit exakt wieder. Als Fortsetzung von The Sweets Biggest Hits ist der Sampler The Sweets Golden Greats aus dem Jahre 1977 sehr zu empfehlen. Er knüpft nahtlos an dieses Album an und präsentiert alle 12 Hits der Jahre 1973-1977 (Block Buster!, Hell Raiser, Ballroom Blitz, Teenage Rampage, The Six Teens, Turn It Down, Fox On The Run, Action, The Lies In Your Eyes, Lost Angels, Fever Of Love und Stairway To The Stars). Wer beide Alben besitzt, hat ein großes Stück 70s in seiner Sammlung. Aus dem Blickwinkel der nostalgischen Brille gesehen, bekommt The Sweets Biggest Hits 5 Sterne. |